Compliance und Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz als Chance und Risiko

KI bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten und das volle Potential – aber auch die Auswirkungen auf die verschiedenen Aspekte der Gesellschaft – können gegenwärtig nur erahnt werden.

Künstliche Intelligenz kann bspw. hilfreich sein, um repetitive oder standardisierte und planbare Arbeiten resp. Arbeitsschritte zu übernehmen oder zu erleichtern. Mit Chatbots können ganze Arbeiten erledigt werden, Softwares programmiert werden oder es Fragen innerhalb von ein paar Sekunden spezifisch beantwortet.

Das Interessante an Künstliche Intelligenz ist, dass jeder Zugang hat und sich damit beschäftigen kann.

Mittlerweile arbeiten viele Unternehmen bereits daran ihre eigenen künstlichen Intelligenzen zu erstellen und diese in ihren Arbeitsalltag zu integrieren. Manche Unternehmen arbeiten schon länger mit KI, ohne dass wir es bewusst wahrnehmen. Programme resp. Systeme laufen zum Beispiel im Hintergrund, wenn Amazon Kunden oder Websiten-Besuchern “ähnliche Produkte” vorschlägt, Spotify Musik empfiehlt oder Siri mit uns spricht.

In den letzten Jahren hat KI hohe Wellen geschlagen und zwar über die Wirtschaft hinaus. Künstliche Intelligenz als vermeintlich “neues Phänomen” war wie ein Magnet, welcher alle in seinen Bann zog. Jeder will und wollte dabei sein bei der neuen Innovation, denn diese bietet grosse Chancen. Sich mit KI, deren Einsatz und Folgen auseinanderzusetzen, ist schon unter dem Gesichtspunkt des Erhalts der Wettbewerbsfähigkeit auf allen Ebenen – der politischen, unternehmerischen, sozialen und kulturellen – geboten.

Denn Regulierung kann Innovation auch verhindern. Allerdings ist das Potenzial weder ausgeschöpft noch bekannt. Das bedeutet, dass niemand wirklich weiss, was in ein paar Jahren oder sogar weniger alles möglich ist und wie KI genutzt wird. Es ist nicht abschätzbar und stellt daher gleichzeitig auch ein Risiko dar. Viele Fragen und Unsicherheiten halten Experten auf Trab wie bspw. Kann KI kontrollierbar bleiben? Wo darf sie auf keinen Fall eingesetzt werden? Wer haftet für KI gesteuerte Vorgänge? Viele dieser offenen Fragen können zurzeit noch nicht beantwortet werden bzw. sind in der Ausarbeitung der jeweiligen Gesetzgeber. Deshalb gibt es auf dem Markt zurzeit kaum Einschränkungen.

Künstliche Intelligenz in der Finanzbranche

Auch in der Finanzbranche bzw. Treuhandbranche gibt es verschiedenste Einsatzmöglichkeiten für Künstliche Intelligenz, wie zum Beispiel in der Buchhaltung, Dokumentenerkennung, Vermögensverwaltung, Analyse oder der Compliance.

Künstliche Intelligenz
Künstliche Intelligenz

Im Vordergrund stehen Ziele wie Steigerung der Effizienz, Präzision und Beschleunigung von Prozessen inklusive Fehlererkennung und -vermeidung, Einsatz in der Analyse von Daten zum Vorhersagen von Entwicklungen und Identifikation von Risiken sowie Aufstellen von Strategien zur Risikominderung oder -vermeidung.

Herausforderungen ergeben sich auch hier insbesondere bezüglich des Schutzes personenbezogener Daten sowie der Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen.

Dokumentation, Nachvollziehbarkeit und Einhaltung der adäquaten Sicherung sensibler Unternehmensdaten sind gerade auch unter regulatorischen Gesichtspunkten eine unabdingbare Voraussetzung für den Einsatz von Künstliche Intelligenz im Treuhandbereich. Ohne die Sicherstellung der Einhaltung dieser Voraussetzung käme ein Einsatz von KI für den die Verantwortung tragenden Treuhänder nicht in Frage. (Quelle: finance-forum.li).

Wie Künstliche Intelligenz Compliance unterstützen kann

Künstliche Intelligenz spielt überall dort ihre Stärken aus, wo es darum geht, große Mengen an Daten zu verarbeiten und auszuwerten. Was sonst Stunden oder Tage dauern würde, erledigen die intelligenten Algorithmen in Sekunden. Dadurch können sie Prozesse optimieren und menschliche Mitarbeiter entlasten. Das bringt auch für den Compliance-Bereich wertvolle Vorteile.

Einige Beispiele dazu.

  • KI-Systeme können dabei helfen, potenzielle Compliance-Verstöße und Unregelmäßigkeiten schneller aufzudecken. Die Algorithmen sind in der Lage, bekannte Muster zu identifizieren und selbstständig neue zu erlernen. Viele Banken nutzen diese Funktionalität bereits zur Betrugserkennung.
  • Künstliche Intelligenz kann bei der Compliance-Risiko-Analyse und -Bewertung unterstützen, indem sie Daten aus vielen verschiedenen internen und externen Quellen sammelt, auswertet und korreliert.
  • Künstliche Intelligenz kann Compliance-Dokumente wie Rechtsvorschriften und Standards filtern, analysieren und die wichtigsten Informationen aufbereiten, sodass Compliance Manager viel Zeit beim Lesen sparen.
  • Ein KI-gestützter Chatbot erleichtert es, die Compliance-Richtlinien im Unternehmen verständlich zu kommunizieren. Er kann Fragen der Mitarbeiter beantworten und ist immer erreichbar.

Bei allen Vorteilen kann Künstliche Intelligenz aber auch selbst zum Compliance-Risiko werden. Was zum Beispiel, wenn ein Chatbot, der im Recruiting eingesetzt wird, Bewerber aufgrund ihrer Hautfarbe oder ihres Geschlechts diskriminiert? Tatsächlich hängen die Entscheidungen, die eine KI trifft, immer von den Daten ab, mit denen sie trainiert wird. Sind diese nicht divers genug oder spiegeln gesellschaftliche Vorurteile wider, überträgt sich das auf die KI. So kann es zum Beispiel passieren, dass ein Recruiting-System vorwiegend weiße Männer für eine Führungsposition vorschlägt, weil es aus historischen Daten gelernt hat, dass solche Bewerber in der Vergangenheit bevorzugt wurden.

Blind auf eine KI zu vertrauen, ist gefährlich. Vor allem dann, wenn sich Entscheidungen nicht mehr nachvollziehen lassen. Man spricht daher auch vom Blackbox-Effekt. Da eine KI selbstständig lernt, verändert sie sich kontinuierlich. Wenn sie mit schlechten Daten gefüttert oder gar von Hackern manipuliert wird, kann es zu Fehlentscheidungen und Fehlfunktionen kommen. Deshalb ist es wichtig, die KI regelmäßig zu überprüfen.

Eine große Herausforderung ist zudem der Datenschutz. Denn KI-Systeme verarbeiten riesige Mengen an Daten, die auch personenbezogene Informationen enthalten können. Compliance-Verantwortliche müssen sicherstellen, dass die DSGVO eingehalten wird. Dabei sind noch viele Fragen offen. Zum Beispiel werden Daten, die ein Anwender in eine Applikation eingibt, häufig für die Weiterentwicklung der KI genutzt. Sie fließen dann in das KI-Modell ein und verschmelzen mit ihm. Auf welcher Rechtsgrundlage passiert das? Und wie können Betroffene noch ihr Recht auf Löschung der Daten wahrnehmen?  (Quelle: eqs.com)

Rechtsrahmen

KI wird in allen Branchen genutzt, sei es von Regierungen und Behörden, in Werbebranchen, in der Entwicklung von Maschinen oder eben auch in der Finanzbranche. Nun gilt es KI einzugrenzen und zu regeln. Im Rahmen der Umsetzung der digitalen Strategie der EU soll KI einheitlich definiert und reguliert werden, um einerseits technologie- und innovationsfreundliche Bedingungen zu schaffen, aber andererseits auch sicherzustellen, dass KI-Systeme sicher, transparent, nachvollziehbar, nicht diskriminierend und umweltfreundlich sind.

Hierbei soll zur Vermeidung schädlicher Ergebnisse und Entwicklungen sichergestellt werden, dass KI-Systeme von Menschen überwacht werden. Diesen Rechtsrahmen wird die KI-Verordnung bilden, die von der Kommission im April 2021 vorgeschlagen und am 02. Februar 2024 von den Mitgliedstaaten der Europäischen Union einstimmig angenommen wurde. Das formelle Inkrafttreten der Verordnung ist somit bis Mitte 2024 wahrscheinlich. Die KI-Verordnung ist das weltweit erste umfassende Regelwerk für KI.

Geregelt sind nach Inkrafttreten der KI-Verordnung das Inverkehrbringen, die Inbetriebnahme und die Verwendung von KI-Systemen in der EU. Zudem beinhaltet die Verordnung ein Verbot von bestimmten KI-Praktiken, normiert hohe Anforderungen an Hochrisiko-KI-Systeme, enthält Transparenzvorschriften sowie Vorschriften für die Marktüberwachung und Marktbeobachtung und regelt die Innovationsförderungen. (Quelle: finance-forum.li)

Es ist bekannt, dass das Gesetz vier Risikostufen von minimal bis inakzeptabel unterscheidet. Anwendungen, die in die letztgenannte Kategorie fallen, sind verboten, während für die anderen Anforderungen gelten, die auf ihre Risikokategorie zugeschnitten sind. Bei Nichteinhaltung drohen Geldbußen von bis zu 30 Millionen Euro oder sechs Prozent des weltweiten Gesamtumsatzes. Das KI-Gesetz betrifft fast alle Unternehmen und wird wahrscheinlich ähnliche Wellen schlagen wie die DSGVO. Compliance-Officer werden daher noch mehr zu tun haben. (Quelle: eqs.com)

Als kleiner Exkurs möchten wir noch vier marktfähige KI-Systeme darstellen.

Marktfähige KI-Systeme

Der Klassiker – ChatGPT

ChatGPT versteht Texteingaben in natürlicher Sprache und produziert Antworten zu verschiedensten Themen. Dabei kann das KI-Tool nicht nur Fragen beantworten, sondern auch Texte erstellen, zusammenfassen, umschreiben, korrigieren und übersetzen. Das Besondere daran ist, dass der Chat-Bot aus der Unterhaltung lernt.  Die Daten, mit denen ChatGPT trainiert wurde, stammen hauptsächlich aus Internetquellen wie Wikipedia, Nachrichtenseiten und Portalen für wissenschaftliche Fachartikel.

Assistentenfunktion mit künstlicher Intelligenz – Microsoft Copilot

Microsoft Copilot ist in verschiedene Microsoft 365-Tools integriert und nutzt KI, um Benutzern bei der Arbeit mit Dokumenten, E-Mails und Präsentationen zu helfen. Es generiert Textvorschläge, analysiert Daten und automatisiert Routineaufgaben, was die Produktivität steigert.

Google Bard

Google Bard ist ein KI-System, das natürliche Sprache verarbeitet und Antworten in Echtzeit generiert. Es basiert auf Googles Sprachmodell LaMDA und wird für Aufgaben wie Textgenerierung, Übersetzungen und Beantwortung von Fragen verwendet. Bard ist besonders auf Benutzerinteraktionen und kreative Aufgaben ausgerichtet, ähnlich wie ChatGPT.

Anthropic Claude

Claude ist ein KI-System von Anthropic, das auf Sicherheit und Transparenz ausgelegt ist. Es verwendet große Sprachmodelle, um menschenähnliche Textantworten zu generieren. Claude ist darauf optimiert, ethische Überlegungen in seine Antworten einzubeziehen und unerwünschte Bias zu minimieren. Es wird als sicherer und erklärbarer Chatbot eingesetzt.

Fazit

Künstliche Intelligenz wird sich durchsetzen und ist möglicherweise unsere Zukunft. Wie das im Detail aussehen wird, weiss niemand. Für den Compliance-Bereich ist die neue Technologie gleichzeitig Herausforderung und Chance. Einerseits hilft sie dabei, wachsende Anforderungen zu meistern. Andererseits bringt sie selbst neue Risiken mit sich. Compliance-Manager kommen nicht mehr umhin, sich mit künstlicher Intelligenz auseinanderzusetzen. Denn mit dem EU AI Act wird das Thema Pflicht. Wir bei Altmann Consultants begleiten Sie durch die komplexe Regulierungsdynamik und sind für Sie da.

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